1964 begann die Volkswagen-Stiftung, die Technologie im Bildungswesen der Bundesrepublik Deutschland auf den Gebieten der programmierten Unterweisung, des Bildungsfernsehens und der Fremdsprachenausbildung zu fördern. Eine der Maßnahmen war die Einrichtung des „Erfahrungsaustauschrings Sprachlabor“, dessen Ziel es war, Schulen und Universitäten, die bereits mit Sprachlabors arbeiteten oder eines anschaffen wollten, mit den nötigen Informationen zu versorgen.
Die Zahl der Sprachlabors in der Bundesrepublik wuchs schnell an, und so wurde die Arbeit des Erfahrungsaustauschrings nach Zielgruppen aufgeteilt. 1968 wurde von Repräsentanten der Industrie unter der Federführung der Firma Freudenberg in Frankfurt am Main die Fachgruppe „ERFA Sprachlabor wirtschaft“ gegründet. Viele Konzerne bedienten sich bereits moderner technischer Ausbildungsmedien, insbesondere im fremdsprachlichen Bereich, da die Ergebnisse des schulischen Sprachunterrichts für die Bedürfnisse des Arbeitslebens nicht ausreichten.
Als 1972 die Unterstützung der Volkswagenstiftung zu Ende ging, war ERFA wirtschaft bereits eine anerkannte, finanziell unabhängige, informelle Institution. Mitglieder waren führende Industriebetriebe in Deutschland und einigen umliegenden Ländern (Holland, Schweiz, Österreich), die sich alle mit innerbetrieblichem Sprachunterricht beschäftigten.
Aus der eintägigen Gründungstagung von 1968 wurden bald die halbjährlich stattfindenden Konferenzen von zwei bis zweieinhalb Tagen Dauer. Für den administrativen Bereich und die wissenschaftliche Begleitung war in den ersten zwei Jahrzehnten der Mitinitiator von ERFA wirtschaft, der Leiter des „Informationszentrums für Fremdsprachenforschung“ an der Universität Marburg, Professor Reinhold Freudenstein, zuständig.
Das Programm enthielt von Anfang an den Hauptvortrag eines anerkannten Spezialisten auf dem Gebiet der Methodik und Didaktik des Sprachunterrichts oder der Lernpsychologie, zunächst mit Themen wie die Verwendung des Sprachlabors, die Funktion des Bildes im Sprachunterricht, Fehleranalyse, Tests und die Rolle kognitiver Elemente beim Sprachenlernen. Ein Vorteil dieses Zusammentreffens von Forschung und industrieller Unterrichtspraxis ist bis heute die Verringerung der Zeitspanne zwischen der Entwicklung wissenschaftlicher Theorien und ihrer praktischen Anwendung.
Neben dem Hauptvortrag enthielt das Programm stets auch Erfahrungsberichte aus den Betrieben, häufig im Zusammenhang mit der Anwendung technischer Medien.
Wichtiger Programmpunkt war daneben von Anfang an die „Aktuelle Fragestunde“ mit spontanen Diskussionen über didaktisch-methodische, aber auch rechtliche und finanzielle Themen.
Viele Industriebetriebe können mit Recht für sich in Anspruch nehmen, Sprachen als erste mit Hilfe technischer Medien unterrichtet zu haben. Ihre Erfahrungen nahmen Einfluss auf die Entwicklung von Lehrbüchern und den Sprachunterricht in Schulen und Universitäten.
Als das Sprachlabor längst nicht mehr im Mittelpunkt des Interesses stand, wurde aus dem „Erfahrungsaustauschring Sprachlabor wirtschaft“ der „Erfahrungsaustauschring Fremdsprachenausbildung in der Wirtschaft“, umgangssprachlich meist ERFA-wirtschaft oder einfach ERFA, manchmal auch ERFA-Ring oder ERFA-Kreis genannt.
Vom Sprachlabor zum computer-unterstützten, multi-medialen Sprachenlernen war es ein weiter Weg. Durch alle Moden und Entwicklungen hindurch hat sich „ERFA wirtschaft sprache“ (so die derzeitige Bezeichnung) seine hervorragende Bedeutung als Forum für Erfahrungsaustausch und Weiterbildung von Sprachlehrern und Administratoren innerbetrieblicher Sprachenzentren bis heute bewahrt.
Frank Selten, 2006,
ehemals Lufthansa Flight Training GmbH